Was ist fair bezahlte Arbeit, wo sind die guten Jobs?

Was ist fair bezahlte Arbeit, wo sind die guten Jobs?Weißwasser/O.L. / Běła Woda, 17. November 2022. Von Thomas Beier. Die Gerechtigkeit ist ein viel zitierter Begriff, wird jedoch unter unterschiedlichen Vorzeichen verwendet. Besonders bei Aufreger-Themen wie Ost-West-Vergleichen tritt das zutage, etwa bei den Renten oder beim Lohn.

Abb.: Die Görlitzer Justitia auf der Säule an der Rathaustreppe hat offenbar eine ganz eigene Auffassung von Gerechtigkeit, denn ihre Augen sind nicht verbunden. Das widerspricht dem Prinzip "ohne Ansehen der Person" und provoziert Ungerechtigkeiten im Urteil.
Foto: © BeierMedia.de
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Gerechtigkeit? Sieht jeder anders

Oft führen jene das Wort Gerechtigkeit im Mund, die von anderen etwas wollen, aber nicht bekommen – und ob die überhaupt geben könnten, was sie nicht geben wollen, das ist die nächste Frage. Das Thema ist brisant, aber vor allem mit viel Unkenntnis und damit auch vielen Vorurteilen belastet.

Ein Beispiel liefert der Arbeitskampf der Riesaer Nudelwerker für einen "gerechten" Lohn, der deutlich über dem zuletzt sprunghaft – immerhin mehr als 14 Prozent – gestiegenen Mindestlohn liegen soll. Sind die erwirtschafteten Deckungsbeiträge des Nudelwerks ebenso gestiegen? Sollte man statt von gerechtem nicht besser von angemessenem Lohn sprechen?

Eine Frage der Orientierung

Man kann lange diskutieren, inwieweit Unternehmen in der Verantwortung dafür sind, soziale Erwartungen zu erfüllen – oder man nutzt die Zeit besser und macht sich Gedanken darüber, wie man sein Arbeitsleben so gestaltet, dass die eigenen Fähigkeiten möglichst immer gefragt sind und gut bezahlt werden. Je eher man damit beginnt, desto größer ist die Chance, dass man nicht aufs berufliche Abstellgleis gerät.

Und sofort zeigt sich die Frage, woran man sich orientiert: Sucht man eine Anstellung mit tarifgebundener Bezahlung, bei der andere das Lohnniveau aushandeln? In diesem Fall ist der Lohn nach unten, aber auch nach oben begrenzt. Alles ist ganz anders, wenn man einen Berufsweg im außertariflichen Bereich als Führungskraft oder hochspezialisierter Experte wählt.

Anzufangen ist das Schwierige

Einstiegsmöglichkeiten tun sich immer wieder auf, die Krux ist nur: Man muss anfangen, etwa indem man sich qualifiziert, aber ohne jede Erfolgsgarantie – das hält viele ab, vor allem jene, die nicht mit Neugier und Wissensdurst gesegnet sind, weil ihnen jegliche geistige Flexibilität schon die Schule ausgetrieben wurde. Garantieren kann man hingegen nur: Wer sich nicht qualifiziert, wird keinen nennenswerten Erfolg haben.

Wer auf seine eigenen Fähigkeiten setzt, wird einen eigenen Gerechtigkeitsbegriff entwickeln und nicht danach fragen, wie andere für eine ähnliche Tätigkeit entlohnt werden, sondern danach, ob die eigene Bezahlung zur erbrachten Leistung passt. Sind die Ansprüche, für die man Geld benötigt, höher, dann müssen Rahmenbedingungen gesucht werden, unter denen sich die eigene Leistung verbessern lässt.

Praxisbeispiel SAP

Soweit die Theorie. Ein gutes Praxisbeispiel sind SAP Jobs, ob nun als SAP Berater oder SAP Entwickler. Die heutige SAP SE, eine Aktiengesellschaft nach EU-Recht, basiert auf einem im Gründungsjahr 1972 revolutionären Ansatz in der Softwareentwicklung, für den das Kürzel SAP steht: Systemanalyse Programmentwicklung. Anders gesagt: Erst werden Geschäftsprozesse analysiert, um sie dann digital abzubilden.

Heute ist SAP mit Sitz in Walldorf bei Frankfurt am Main nach den beiden US-Unternehmen Microsoft und Oracle das drittgrößte börsennotierte Softwareunternehmen der Welt und für viele Unternehmen ein Quasi-Standard. Der ständige Ausbau der SAP-Software, Aktualisierungen und vor allem neue Anwendungen sorgen für einen nicht nachlassenden Bedarf an qualifiziertem Personal: Für SAP Consultants, SAP Developer, SAP Administratoren und SAP Projektmanager ist der Arbeitsmarkt offen, wie ein Blick auf diese Übersicht über freie SAP Jobs in Deutschland, veröffentlicht von einem spezialisierten Vermittler, zeigt.

Die Situation vor Ort

Klar ist die Situation gerade in Weißwasser nicht einfach, zumal Unternehmensansiedlungen, die im Zuge des Strukturwandels ziemlich sicher schienen, ganz besonders wegen der Energiekrise nun platzen. Erst im Oktober hatte ein Hersteller von medizinischem Glas vor dem Hintergrund der gestiegenen Gaspreise seinen Rückzug von bisherigen Investitionsplänen in der traditionsreichen Glasmacherstadt verkündet.

Andererseits gibt es Beispiele für gelungenen Wandel wie den Eigentümerwechsel und die Umrüstung des früheren Bildröhren-Glaswerks im südbrandenburgischen Tschernitz zum Solar- und Flachglaswerk bereits im Jahr 2008 oder die Ansiedlung der BAFA-Außenstelle in Weißwasser im Jahr 2020. Unter dem Strich sind Spezialisten und Führungskräfte in den beiden Oberlausitzer Landkreisen nicht chancenlos. Und was SAP betrifft: Ein Blick nach Bautzen oder Görlitz kann sich durchaus lohnen.

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  • Quelle: Thomas Beier
  • Erstellt am 17.11.2022 - 14:10Uhr | Zuletzt geändert am 17.11.2022 - 16:06Uhr
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