Urlaub alternativ: vorher schlaumachen
Weißwasser / Běła Woda, 4. September 2020. Im Moment ändert sich das Urlaubsverhalten in Deutschland. Angesichts der Vorsichtsmaßnahmen gegen eine ausufernde Corona-Pandemie geht der Trend weg von der Pauschalreise ins Ausland und hin zur Entdeckung Deutschlands. Doch die inländischen Hotels und Pensionen profitieren davon nur bedingt. Regionen wie der Landkreis Görlitz, die stark auf den Tourismus als wirtschaftliches Standbein setzen, sollten das beachten.
Der Reiz der Nacht in freier Natur
Was vor hundert Jahren die Wandervogelbewegung war, das sind heute – auch wenn der Vergleich kräftig hinkt – die Rucksacktouristen und Camper, ob nun mit Zelt, Wohnanhänger oder gleich per mehr oder weniger luxuriösem Wohnmobil. Eigentlich sollten diese bevorzugt ihr Nachtlager auf Campingplätzen oder zugelassenen Übernachtungsstellen aufschlagen, doch ganz unabhängig von der geltenden Rechtslage wird immer öfter wild campiert.
Es hat für viele einen unwahrscheinlichen Reiz, die Nacht in freier Natur zu verbringen, vielleicht sogar nur auf dem Waldboden zu liegen und dabei ein Stück vom Sternenhimmel zu sehen. Wer das zum allerersten Mal erlebt, schläft oftmals wie ein Tier, stets zur Flucht bereit. Schleicht da nicht jemand durch den Busch? Und es soll doch Wölfe geben in dieser Gegend…
Doch nicht überall und unter allem Umständen ist es erlaubt, die Nacht im Freien zu verbringen und die grundsätzlich erlaubte – dort, wo nicht verboten – Form, nämlich die Übernachtung mit Isomatte und Schlafsack, aber ohne Zelt, ist wohl eher etwas für hartgesottene Kaltduscher.
Viele Meinungen, aber vielerorts klare Regeln auch zum Übernachten unter freiem Himmel
Sucht man über das Wildcampen Informationen, so trifft man auf unterschiedlichste Meinungen. Viele behaupten, in Deutschland sei das generell verboten, andere haben von Übernachtungen in den Bergen gehört. Tatsächlich gibt es seit langem im Elbsandsteingebirge und inzwischen auch im Zittauer Gebirge im sächsischen Dreiländereck zu Polen und Tschechien eine Besonderheit, nämlich das Boofen. Zu “boofen “ leitet sich von “pofen”, also schlafen ab – vielleicht, weil die echten Kaffeesachsen den Buchstaben P nur hat “hartes B” kennen und nicht aussprechen können. Auf jeden Fall wird beim Boofen unter freiem Himmel, bevorzugt unter Felsüberhängen, übernachtet.Im Elbsandsteingebirge als Teil des Nationalparks Sächsische Schweiz ist das Boofen nur noch an knapp 60 ausgewiesenen Stellen erlaubt, Feuer zu machen ist schon längst generell streng verboten. Im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz darf jedoch generell unter freiem Himmel übernachtet – nicht gezeltet – werden. Dass man dabei die Natur achtet und keine Spuren oder Abfälle hinterlässt, sollte selbstverständlich sein. Die Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz verweist neben den freigegebenen Boofen zudem auf Campingplätze, Herbergen, Trekkinghütten und Biwakplätze.
Insgesamt die ist Rechtslage in Deutschland zum Campieren in freier Natur eher unübersichtlich. Als Grundsätze kann man sich merken: Zelten im Wald ist verboten. Für Übernachtungen in freier Landschaft sollte man sich die Genehmigung des Grundbesitzers einholen. Übrigens ist auch das oft zitierte Jedermannsrecht, wie man es aus Skandinavien kennt, an Regeln gebunden. Und in anderen Ländern sind die einschränkenden Rechtsvorschriften zum wilden Campieren oft weit drastischer und außerdem deutlicher strafbewehrt als in Deutschland. Wer im Ausland als Camper unterwegs sei möchte sollte sich nicht auf Erzählungen verlassen, sondern sich jeweils über die konkrete Rechtslage informieren.
Und wer mit Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs ist?
Aber das als urig bezeichnete, im Grunde jedoch eher provisorische Übernachten ist nicht jedermanns Sache. Für wohl die meisten Naturfreunde ist ein Zelt das Minimum, wenn nicht gleich die stabileren Wände eines mobilen Heims samst angenehmerem Komfort wie etwa Heizung, fließend Wasser und eigener Toilette bevorzugt werden.Wie ist die Lage hier? Wer Übernachten will, muss mit seinem Wohnmobil, Campingbus oder Wohnwagen einen Camping- oder dafür vorgesehenen Stellplatz ansteuern – mit einer Ausnahme: Wenn der Schlaf nötig ist, um die Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen oder anders gesagt: der Fahrer so übermüdet ist, dass eine Weiterfahrt gefährlich wäre. Mobile Wildcamper werden vor allem dort zum Problem, wo sie Spuren hinterlassen oder Feuer machen; erst heute berichtete die Lausitzer Rundschau aus dem Seenland darüber.
Besonders aber Campingbusbesitzer, die mit ihrem Fahrzeug nicht auffallen und nicht gerade Campingplatz-Atmosphäre rund um ihr Fahrzeug verbreiten, berichten immer wieder, dass ihr Aufenthalt vielerorts für ein-zwei Nächte toleriert wird. Auch hier fährt beziehungsweise schläft besser, wer sich bei privaten Grundstücken rechtzeitig mit dem Besitzer verständigt.
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- Quelle: red | Foto: CosmaShiva / Melanie Erhard, Pixabay License
- Erstellt am 04.09.2020 - 08:48Uhr | Zuletzt geändert am 23.06.2022 - 13:18Uhr
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